Aus dem ETF-Magazin: "Die Welt in einem ETF"
Mit einem einzigen ETF den globalen Aktienmarkt abdecken – das ist (fast) möglich. Was die verschiedenen Welt-Aktien-ETFs zu bieten haben und was es zu beachten gilt.
19. März 2024. MÜNCHEN (ETF Magazin). Ein ETFs, der den MSCI-World-Index nachbildet, gilt vielen Investoren als preiswerte und praktikable Lösung. Schließlich locken ETFs auf den Welt-Index mit einer breite Streuung, um das Risiko zu minimieren, und niedrige Kosten, um die Rendite nicht zu schmälern. Kein Wunder, dass diese All-Inclusive-Lösung vor allem bei privaten Anlegern beliebt ist. Unter den ETF-Sparplänen des Onlinebrokers Consors sind beispielsweise die MSCI-World-ETFs die mit Abstand beliebteste Wahl.
Mehr als zwei Dutzend ETFs auf den MSCI-World-Index notieren heute an der deutschen Börse. Dazu kommen noch einmal mehr als 100 ETFs mit ähnlichen Fokus auf den Weltaktienmarkt. Eine umfassende Liste findet sich in dieser Ausgabe des ETF Magazins auf Seite 44. In diesem Beitrag stellen wir fünf der besten Welt-ETFs vor.
Gute Strategie. ETFs auf den MSCI-World-Index sind so breit aufgestellt, wie kaum ein anderer Aktienfonds. Der Index umfasst rund 1500 Aktien aus 23 Ländern. Damit deckt er etwa 85 Prozent der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung ab – und das sehr preiswert. Die jährlich fälligen Gebühren der meisten MSCI-World-ETFs liegen zwischen 0,05 und 0,30 Prozent, was im Vergleich zu aktiv gesteuerten, global anlegenden Aktienfonds ein Schnäppchen ist. Auch die Rendite passt: Seit 1975 errechnet sich für den Welt-Index eine durchschnittliche Rendite von rund neun Prozent pro Jahr. Wer mit einem ETF den gesamten Weltmarkt abbilden will, sollte sich allerdings klar darüber sein,
Allerdings gibt es auch Schwächen und Tücken beim MSCI-World-Index. So enthält der Index enthält nur Aktien aus Industrienationen wie die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland oder Japan. Aufstrebende Schwellenländer sind in diesem Welt-Index nicht vertreten. Wer Aktien aus dieser Region im Portfolio nehmen will, und etwas höhere Volatilität nicht scheut, kann auf den ebenfalls von MSCI berechneten Schwesterindex MSCI ACWI ausweichen. Dieser All Country World Index kommt auf eine beeindruckende Titelzahl von rund 3000 Unternehmen aus 47 Staaten. Darunter finden sich dann auch Aktien aus Brasilien, China, Indien, Südkorea, Polen und die Türkei. Das klingt nach einem super-breit diversifizierten Portfolio. Doch wer genauer hinschaut erkennt, dass sowohl der MSCI-World-Index als auch der MSCI-ACWI-Index gefährliche Klumpenrisiken aufweisen.
In beiden Barometern sind die größten Einzelwerte beinahe identisch. Aktien aus wichtigen Schwellenländern wie China sind zwar vertreten,bleiben aber dennoch deutlich unterrepräsentiert. Der Grund: Die Gewichtung der Aktien in den Indizes erfolgt nach dem Börsenwert der Unternehmen, nicht nach der wirtschaftlichen Bedeutung bestimmter Länder oder anderen Kriterien. Dadurch werden bestimmte Länder und interessante Investmentziele ausgeschlossen. Kleinere Unternehmen haben aufgrund der Gewichtung nach Marktkapitalisierung keine Chance auf Aufnahme. Große und sehr große Aktien sind dagegen extrem stark in beiden Indizes vertreten.
Diese Dominanz der Börsenschwergewichte mag für viele Investoren kein Problem darstellen oder sogar erwünscht sein. Aus Anlegersicht weniger optimal ist jedoch eine weitere Eigenschaft der beiden Weltindizes: Die hohe Gewichtung weniger Branchen und Länder. Die Konsequenz: Wer in den Welt-Index investiert, setzt nicht auf die ganze Welt, sondern ziemlich eindeutig auf den US-Aktienmarkt, an dem aktuell vor allem die großen Technologie-Aktien den Takt vorgeben.
74 Prozent des MSCI-World-Index belegen Aktien aus Nordamerika. Die zehn größten Positionen im
MSCI-World-Index kommen bis auf eine Ausnahme aus den Technologie- und Kommunikationsbereich –und jeder kennt ihre Namen. Ganz vorne stehen die glorreichen Sieben: Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon, Meta, Alphabet und Tesla. Sie belegen schon 20 Prozent des Welt-Portfolios. Verglichen damit sind Aktien aus Europa im MSCI-World-Index nur eine Randgröße. Die rund 360 europäischen Titel kommen zusammen nur auf schmale 17 Prozent Anteil.
Ergänzung ist nötig. Aus diesen Gründen sind ETFs auf den MSCI-Welt-Index zwar ein guter Grundbaustein für ein Aktienportfolio, aber keine Allzweck-Waffe. Wer wirklich breit diversifiziert in den Weltaktienmarkt investieren will, muss noch weitere ETFs mit Aktien aus anderen Regionen hinzufügen. Lohnen kann auch, nach alternativen Ansätzen zu suchen, zum Beispiel nach ETFs, deren Index sich nicht ausschließlich an der Marktkapitalisierung der Aktien orientiert, sondern an Aktienfaktoren wie Growth, Value, Dividenden oder Momentum.
US-Aktien dominieren
Gute Nachrichten für Anlegerinnen und Anleger: Seit kurzem ist der UBS MSCI World ETF günstiger zu haben. Statt der bisher erhobenen Gebühren in Höhe von 0,30 Prozent pro Jahr werden jetzt nur noch 0,10 Prozent fällig. Der-ETF ist ein ausschüttender Fonds, der den MSCI Welt physisch mit Hilfe einer Sampling-Methode nachbildet. Das bedeutet, dass das ETF-Portfolio zwar nicht alle 1500 Aktien des Index enthält, jedoch alle, die notwendig sind, um eine Übereinstimmung in Bezug auf Wertentwicklung und Risiko zwischen ETF und Index zu gewährleisten. Auch die Länder- und Sektorenallokation des optimierten ETF-Portfolios entspricht dem Index. Dadurch ist der Anteil an US-Unternehmen entsprechend hoch. In diesem Zusammenhang können sich Investoren jedoch freuen, dass der ETF sein Fondsdomizil in Irland hat. Deshalb kann die Fondsgesellschaft die US-Quellensteuer für sich beanspruchen und zurückerhalten, was zu einer verringerten Steuerlast und einer besseren Wertentwicklung des ETFs führt.
Der UBS MSCI World ETF ist einer der ältesten Welt-ETFs und war in den vergangenen Jahren ein durchaus lohnendes Investment. Seit seiner Auflage im April 2012 hat er eine Rendite von über 280 Prozent erzielt, was einer jährlichen Rendite von etwas mehr als zwölf Prozent entspricht. Im laufenden Jahr hat er bereits einen Gewinn von über sechs Prozent verzeichnet. Wie viele ETFs für den MSCI-Welt-Index ist auch der UBS MSCI World ETF bei zahlreichen Online-Brokern sparplanfähig, bei einigen sogar kostenlos.
Gute Entwicklung
Viel Geld steckt diesem ETF. Über zehn Milliarden Dollar ist der
iShares MSCI ACWI ETF schwer, obwohl er nur rund ein halbes Jahr älter ist als der MSCI World ETF der UBS. Auch der iShares-ETF repliziert seinen Index mit Hilfe eines optimierten physischen Sampling-Verfahren. Erträge und Dividenden werden bei diesem ETF aber thesauriert. Vor allem basiert der ETF jedoch auf einen anderen Welt-Index. Statt auf den MSCI Welt setzt der iShares-ETF auf den All Country World Index (ACWI) von MSCI. Der ACWI schließt neben den Aktien der Industrienationen auch Titel aus aufstrebenden Märkte ein, wenngleich diese insgesamt nur gut sieben Prozent des Portfolios stellen.
Zwei Schwellenländer sind besonders hoch gewichtet: China mit einem Anteil von knapp zweieinhalb Prozent, Indien mit einer Gewichtung von knapp 1,8 Prozent. Deutsche Aktien kommen auf rund zwei Prozent Anteil. US-Aktien machen gut 63 Prozent des ETFs aus, im Vergleich zu über 70 Prozent im MSCI World Index. Die Sektorallokation des iShares ACWI ETFs weicht kaum von der des MSCI World ab: Am stärksten gewichtet sind die Branchen Technologie (25 Prozent), Finanzen (15 Prozent) und Gesundheitswesen (knapp 11,5 Prozent). Grundstoffe, Versorger und Immobilien sind mit Anteilen zwischen gut zwei und knapp vier Prozent eher selten im ACWI ETF vertreten. Mit einer jährlichen Gesamtkostenquote von 0,20 Prozent ist der Fonds im übrigen der teuerste unter den hier vorgestellten Welt-Aktien-ETFs.
Preiswerte Alternative
Ein stattliches Volumen von gut 1,8 Milliarden Euro weist auch der Vanguard FTSE Developed World ETF auf. Seine Stärke: Pro Jahr werden bei diesem ETF lediglich Gebühren in Höhe von 0,12 Prozent fällig. Der Vanguard-Welt-ETF repliziert dafür nicht einen Index von MSCI, sondern den FTSE Developed World Index. In diesem sind gut 2100 Unternehmen aus 24 Ländern enthalten. Abgesehen von der höheren Anzahl der Unternehmen unterscheidet sich der FTSE-Index vom MSCI Welt auch dadurch, dass er Aktien aus Südkorea enthält. Für MSCI ist Korea dagegen ein Schwellenland und deshalb nicht im MSCI World ETF enthalten. Zudem finden sich im Vanguard-ETF mehr kleinere und mittlere Unternehmen. Da aber auch FTSE die Marktkapitalisierung zur Auswahl und Gewichtung heranzieht, haben die im ETF vertretenen Small Caps kaum Auswirkungen auf Wertentwicklung und Risiko.
Auch in diesem ETF sind die zehn größten Positionen ausschließlich US-Unternehmen, neun davon Tech-Giganten. Praktisch identisch zum MSCI-World ist auch die Branchenallokation: Rund ein Viertel des Fonds ist im Tech-Bereich angesiedelt, 15 Prozent in Finanzwerten. US-Aktien kommen mit gut 67 Prozent Anteil im Vanguard FTSE Developed World ETF auf ein leicht niedrigeres Gewicht als im MSCI World Index. Angesichts der vielen Gemeinsamkeiten überrascht es denn auch nicht, dass die Wertentwicklung des Vanguard FTSE Developed World ETF mehr oder weniger parallel zu der des MSCI World Index verläuft.
Es geht noch billiger
Sehr ähnlich wie ETFs auf den MSCI Welt Index entwickelt sich auch der Amundi Prime Global ETF. Allerdings kann dieser ETF mit einem guten Argument punkten. Der ETF bildet den Solactive GBS Developed Markets Large & Mid Cap USD Index ab, dessen Zusammensetzung nahezu dem MSCI World Index entspricht. Auch Solactive orientiert sich an der Marktkapitalisierung. Der Frankfurter Indexanbieter betont zwar in der Beschreibung seines Börsenbarometers, sowohl die Performance des Large Caps als auch des Mid Cap-Segments abzubilden. Dennoch haben auch in diesem Weltindex mittelgroße Aktien wegen ihrer geringeren Börsenwerte kaum einen Einfluss auf. Unter anderen Gesichtspunkten sind der MSCI Welt und der Solactive-Index ebenfalls beinahe identisch: In beiden sind 23 Industrieländer vertreten, wobei US-Aktien den Löwenanteil in der geografischen Allokation stellen. In beiden dominieren zudem Aktien aus den Branchen Technologie, Finanzwesen und Gesundheit bzw. Pharma.
Was jedoch klar für den Amundi-ETF spricht, sind seine niedrigen Kosten. Mit jährlichen Gebühren in Höhe von gerade einmal 0,05 Prozent ist er der mit Abstand günstigste unter den hier vorgestellten Welt-ETFs. Seit Auflage im Januar 2019 sammelte der Amundi-ETF denn auch gut 260 Millionen Euro an Kundengeldern ein und erfreute mit einer Rendite, die weitgehend der des MSCI-Welt-Index entspricht. Der ETF repliziert seinen Index vollständig physisch und thesauriert Gewinne und Dividenden.
Ausgewogener Mix
Namensgeber und Schöpfer dieses ETFs ist der Buchautor und Vermögensverwalter Gerd Kommer. Er proklamiert prognosefreies, regelbasiertes Investieren auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse – und entwickelte dafür sein „Weltportfolio. Der im Juni 2023 aufgelegte Multifactor Equity ETF orientiert sich an Kommers Ansatz. Als astreiner Aktien-ETF bildet er den risikoreicheren Portfolioteil des Kommer-Weltportfolios ab. Der Multifactor Equity ETF wird von der britschen Fondsgesellschaft Legal & General Investment Management (L&G) verwaltet.
Kommers ETF hebt sich in mehrerer Hinsicht von anderen Welt-Aktien-ETFs und vom MSCI Welt ab. So investiert der ETF in Industrie- und Schwellenländer. Das Gewicht der einzelnen Länder im Portfolio bestimmt Kommer jedoch nur zur Hälfte nach der Marktkapitalisierung der Aktien. Als zweiten Gewichtungsfaktor nimmt er die Wirtschaftsleistung der Staaten hinzu. Dadurch kommen US-Titel in seinem Portfolio nicht mehr auf 70 Prozent wie im MSCI-World-Index, sondern nur noch auf 47 Prozent. Deutsche Aktien werden dagegen im Kommer-ETF etwas höher gewichtet. Schwellenländer kommen auf rund 15 Prozent Anteil. Zudem enthält dieser ETF tatsächlich Unternehmen aller Größen, also auch Small- und Mid Caps. Insgesamt stellen kleinere Titel knapp ein Drittel des ETF-Portfolios. Technologie-Aktien sind zwar auch in diesem ETF die am höchsten gewichtete Branche. Doch mit einem Anteil von 19 Prozent ist ihre Dominanz nicht mehr ganz so erdrückend.
Von Johannes Hofmann, März 2024, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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