Aus dem ETF-Magazin: "Zielstrebig nach oben"
In zwei Jahrzehnten wandelte sich Invesco vom traditionellen Fondshaus zu einem der größten ETF-Anbieter der Welt, wie Uli Kühn im ETF Magazin porträtiert.
24. Oktober 2023. MÜNCHEN (ETF Magazin). Seit Jahrzehnten steuert dieser Vermögensverwalter einen klaren Wachstumskurs. Gestartet im Jahr 1978 als traditionelle Fondsgesellschaft, verwaltet Invesco heute ein Vermögen von mehr als 1,5 Billionen US-Dollar. Etwa ein Drittel davon steckt in ETFs, die die an der New Yorker Börse gelistete Fondsgesellschaft in den USA, Europa und Asien anbietet. Damit ist Invesco der viertgrößte ETF-Anbieter der Welt.
Ursprünglich waren aktiv gesteuerte Fonds das Kerngeschäft der Geldmanager aus Atlanta, doch schon vor knapp 20 Jahren stellte sich die Gesellschaft auf die neue Anlage-Welt ein – und kann jetzt auch bei passiven Fonds viel bieten. Das ETF-Geschäft sei wichtig, weil Anleger immer öfter preiswerte Indexfonds verlangen, aber auch, weil eine Fondsgesellschaft mit ETFs gutes Geld verdienen kann, erklärt Marty Flanagan, der von 2005 bis zum Juni dieses Jahres als CEO bei Invesco am Ruder stand.
Um im ETF-Geschäft groß zu werden, integrierte Flanagan mehrere kleinere ETF-Anbieter, zuletzt 2017 das britische ETF-Haus Source. Die Source-Übernahme brachte in Europa den Durchbruch. „Wir bieten ETF-Investments schon seit 2003 an, doch richtig Schwung kam erst vor gut fünf Jahren ins Geschäft“, berichtet Gary Buxton, Invescos ETF-Chef in Europa. Durch den Zukauf von Source sicherte sich Invesco nicht Vermögen und ETF-Expertise, sondern stellte sich im ETF-Bereich auch deutlich breiter auf.
Bis zur Übernahme waren die Amerikaner in Europa vor allem als Spezialist für Smart-Beta-ETFs bekannt. Durch Source wurde Invesco über Nacht zum ETF-Vollsortimenter. Neben innovativen Nischen-Produkten stehen seitdem auch viele ETFs für die großen Märkte im Regal. „Ein ETF-Anbieter muss heute auf beiden Beinen stehen“, begründet Sascha Specketer, der Invescos Deutschland-Geschäft leitet. Ein ETF-Haus brauche sowohl „klassische Beta-ETFs, die auf bekannten Standard-Indizes basieren“, als auch Smart-Beta-ETFs, „die nicht auf einem nach Marktkapitalisierung gewichteten Index basieren, sondern auf Konzepten, bei denen Risiko und Rendite im Vordergrund stehen“.
Attraktive ETF-Palette
Diesem Anspruch wird Invesco durchaus gerecht. Knapp 130 Invesco-ETFs notieren derzeit auf Xetra, der Handelsplattform der Deutschen Börse. Darunter findet sich der preiswerteste ETF auf den S&P-500-Index, mit einer Kostenquote von 0,05 Prozent pro Jahr. Mit einem Vermögen von mehr als 13 Milliarden Euro ist er der drittgrößte ETF für US-Aktien an der Deutschen Börse. Den ETF gibt es zu den gleichen niedrigen Kosten auch in einer währungsgesicherten Variante, außerdem mit ESG-Filter für 0,09 Prozent. Auch der Invesco Euro-Stoxx-50-Index ist mit Kosten von 0,05 Prozent einer der beiden preiswertesten ETFs für diesen Index. Um auch ihren Platz in der Spitzengruppe zu halten, legen die Amerikaner regelmäßig nach. Im Juli ging der neue Invesco FTSE All-World-ETF an den Start. Mit Kosten von 0,15 Prozent ist er ebenfalls einer der beiden günstigesten Welt-Aktien-ETFs. Er bildet dazu nicht den MSCI-World-Index ab, sondern einen ähnlich konstruierten Index.
Vor allem in Nischen war Invesco in der Vergangenheit oft der erste Anbieter mit einem ETF, beispielsweise beim Blockchain-Aktien-ETF, bei einem ETF auf variabel verzinsliche Preferred Shares oder bei einem ETF für Euro-Hybridanleihen. „Wir entdecken immer wieder neue Möglichkeiten für einen weiteren innovativen ETF“, kommentiert ETF-Chef Buxton.
Ein Interview mit Gary Buxton: "Neue Chancen schaffen"
Invescos ETF-Chef für Europa erklärt, in welchen Bereichen sein Haus besonders gute Leistungen bietet und wie seine ETFs das Anlagespektrum erweitern.
Welche Bedeutung hat das ETF-Geschäft für Invesco?
Wir bieten ETF-Investments schon seit dem Jahr 2003 an. Heute sind wir der viertgrößte Anbieter weltweit von ETFs und verwalten in ETFs ein Vermögen von über 500 Milliarden Dollar. Das ist etwa ein Drittel des insgesamt von Invesco verwalteten Vermögen.
Wie präsent sind Sie mit Ihren ETFs?
Durch ETFs erweitern wir die Anlagemöglichkeiten und schaffen neue Chancen für unsere Kunden. Allein an Xetra sind heute fast 130 Invesco-ETFs gelistet, und in viele von ihnen ist ein erhebliches Kapital investiert. Unser ETF für den S&P-500-Index ist der drittgrößte ETF für US-Aktien an der Deutschen Börse.
Konzentrieren Sie sich vor allem auf die großen Indizes?
Unser ETF-Angebot ist eine gute Mischung aus preiswerten und liquiden ETFs für die großen Indizes, ETFs für weniger liquide Märkte und innovativen Smart-Beta-ETFs. Wir wollen ein breit gefächertes ETF-Angebot bieten. Es gibt viele Bereiche, für die ETFs hervorragend geeignet sind, und wir entdecken immer wieder neue Möglichkeiten für einen weiteren innovativen ETF.
Können Sie einige Beispiele für innovative Invesco-ETFs geben?
Da gibt es viele. Wir haben gerade einen neuen Rohstoff-ETF aufgelegt, der auch Umwelt-Aspekte berücksichtigt und die Rohstoffe nach ihren CO2-Emissionen gewichtet. Anfang Juli haben wir den Invesco FTSE All-World-ETF aufgelegt. Mit jährlichen Kosten von nur 0,15 Prozent ist dieser ETF preiswerter als fast alle anderen Welt-Aktien-ETFs. Bei vielen ETFs waren wir die Ersten, die überhaupt einen ETF für ein bestimmtes Anlagesegment auflegten, beispielsweise bei unserem ETF für Euro-Hybridanleihen.
Invesco hat auch aktive ETFs im Programm. Ist das die Zukunft?
In den nächsten Jahren wird vermutlich viel Geld in aktive ETFs fließen, aber ich glaube nicht, dass aktive ETFs mehr als zehn Prozent des weltweiten ETF-Vermögens erreichen werden. Wir legen aktive ETFs dort auf, wo aktives Management Mehrwert bringen kann, vor allem bei Multi-Faktor-Strategien. In diesem Bereich bieten wir mehr als zehn aktive ETFs an. In sie fließen Erkenntnisse unseres quantitativen Investmentteams ein. Die ETFs sind aber keine Kopien unserer aktiven quantitativen Strategien.
Welche Replikationsmethode bevorzugt Invesco?
Wir verwenden bei unseren ETFs die Methode, die für den jeweiligen Anlagefokus am besten ist. Oft ist die direkte Replikation sinnvoll, aber bei ungefähr zwei Fünfteln unserer europäischen ETFs arbeiten wir mit synthetischer Replikation. Dieser Ansatz hat Vorteile bei Rohstoffen, aber auch bei Indizes, die viele US-Aktien enthalten.
von Uli Kühn, September 2023, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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