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Aus dem ETF Magazin: "Geniale Rendite-Treiber"

Mit ETF-Optionen der Eurex erweitern Anleger ihren Handlungsspielraum und sichern sich mit den richtigen Strategien sogar attraktive Zusatzerträge.
 

28. November 2023. MÜNCHEN (ETF Magazin). Auf der anderen Seite des Atlantiks sind ETF-Optionen ein seit Jahren von vielen professionellen Investoren eingesetztes Instrument. Doch im Gegensatz zur Lage in den Vereinigten Staaten fristen ETF-Optionen in Deutschland bislang noch eher ein Mauerblümchendasein. Das ist schade, denn die in Deutschland an der Terminbörse Eurex gehandelten ETF-Optionen bieten Investoren zahlreiche interessante Möglichkeiten. So können Anleger mit ETF-Optionen an steigenden oder fallenden Preisen eines bestimmten Basiswerts partizipieren oder mit der richtigen Strategie Extrarenditen generieren oder Kursrisiken absichern. Prinzipiell sind diese Einsatzmöglichkeiten natürlich auch mit klassischen Indexoptionen darstellbar, doch ETF-Optionen stehen für Märkte oder Segmente zur Verfügung, die traditionelle Indexoptionen nicht abdecken.

„Darüber hinaus bieten ETF-Optionen noch weitere Vorteile gegenüber Aktienindexoptionen“, sagt Philipp Schultze, Head Equity & Index Sales EMEA bei der Eurex. So erlaubten ETF-Optionen die physische Lieferung des Basiswerts. Klassische Aktienindexoptionen werden dagegen bei Verfall bar abgewickelt. Bei einer Long-Put-Position wird bei ETF-Optionen der Basiswert vom Halter der Long-Put-Position an den Halter der Short-Put-Position verkauft, zum definierten Ausübungspreis bei der Ausübung am Verfalltag.

Anleger, die eine bestehende ETF-Position absichern möchten, können dadurch ihr definiertes Auszahlungsprofil bei Verfall der Eurex-Option exakt abbilden. Die physische Lieferung eliminiert das Ausführungsrisiko einer Strategie, welches bei der Abbildung über Aktienindexoptionen mit Barausgleich bestehen würde. Vor allem bei höheren Nominalbeträgen kann die Geld-Brief-Spanne bei einer Transaktion im Basiswert bei Verfall ins Gewicht fallen. „Bei ETF-Optionen mit physischer Lieferung besteht diese Gefahr nicht, da Einstands- oder Verkaufspreis durch den Ausübungspreis festgelegt sind“, erklärt Schultze.

Darüber hinaus unterscheide sich die Behandlung von Dividenden bei Index-ETFs grundlegend von der für reguläre Index-¬Futures. Somit böten ETF-Optionen einen besseren Hedge für das Dividenden-Exposure von ETFs. Zudem seien die Losgrößen der ETF-Optionen kleiner als bei Indexoptionen, was einigen Investoren entgegenkommen dürfte.

Viele Möglichkeiten

An der Eurex werden ETF-Optionen für 44 ETFs oder ETCs angeboten. Darunter finden sich Optionen für 29 Aktien-ETF und sechs Anleihen-ETFs sowie Optionen für neun Rohstoffe und Rohstoffkörbe. Auf der Aktienseite beziehen sich die Optionen zum einen auf ETFs für bekannte Indizes wie Euro-Stoxx-50, DAX, MSCI-World, S&P-500, MSCI-Emerging-Markets oder MSCI-Europe. Zum anderen sind auch Optionen für Branchen-ETFs und für ETFs mit Nachhaltigkeitsfilter verfügbar. Seit Mai gibt es sogar Optionen auf ETFs mit chinesischen Aktien.

Die den Aktien-ETF-Optionen jeweils zugrunde liegenden ETFs kommen überwiegend von den Emittenten BlackRock (iShares). Einige beziehen sich auf ETFs der DWS (Xtrackers). Im Anleihenbereich beziehen sich alle Optionen ausschließlich auf Renten-ETFs von iShares, die Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade- und aus dem High-Yield-Segment enthalten. Für Staatsanleihen stehen Optionen auf einen ETF mit Schwellenländeranleihen bereit, sowie für einen ETF, der US-Treasuries mit mehr als 20 Jahren Restlaufzeit enthält. 

Im Rohstoffsegment beziehen sich die auf Eurex gehandelten Optionen auf börsengehandelte Zertifikate (ETC) die von den Emittenten WisdomTree, iShares und Xetra-Gold aufgelegt wurden. Diese ETCs folgen den Preisen von Öl sowie von einigen Edel- und Industriemetallen, beispielsweise Gold und Kupfer. Zusätzlich gibt es Optionen für einen über alle Rohstoffe diversifizierten ETF von iShares, der dem Bloomberg Commodity Index folgt.

Smarte Strategien

Drei Anwendungsbeispiele verdeutlichen, wie sich ETF-Optionen sinnvoll einsetzen lassen. „Basierend auf der Markterwartung, bieten ETF-Optionen den großen Vorteil, dass die Strategie durch die Wahl der Ausübungspreise und Laufzeit der Optionen maßgeschneidert implementiert werden kann“, sagt Schultze. Entscheidend für den Erfolg sei dabei auch, dass marktgegebene Faktoren wie die implizite Volatilität berücksichtigt werden. „Schließlich ist der Marktpreis der Option genauso ausschlaggebend für den Erfolg der Strategie wie die Wahl der richtigen Parameter“, begründet der Options-Experte.

Eine der beliebtesten Einsatzmöglichkeiten von Optionen ist die „Covered-Call-Writing-Strategie“, die mit den Eurex-Optionen auch für ETF-Investoren umsetzbar ist. Mit dieser Optionsstrategie können Anleger Zusatzerträge generieren, wenn sie gleichbleibende oder leicht sinkende Kurse des ETFs erwarten. Auch wenn sie eine bestehende ETF-Position bei steigenden Kursen reduzieren wollen, bietet sich diese Strategie an.

Ein Beispiel: Ein Investor entscheidet sich, eine Position von 1.000 iShares Core Euro Stoxx 50 ETF zum Kurs von 43,00 Euro durch eine Call-Option zu schreiben. Er verkauft 1000 Call-Optionen, Ausübungspreis 43,00 Euro zum Preis von 1,50 Euro pro Option. Durch den Verkauf der Call-Optionen nimmt er eine Prämie in Höhe von 1500 Euro ein.

Sofern der Schlusskurs des Basiswerts am Laufzeitende der Option über 43,00 Euro liegt, wird in diesem Beispiel die ETF-Option ausgeübt. Die Folge wäre dann eine Lieferung von 1.000 iShares Core Euro Stoxx 50 ETF an den Käufer der Call-Option zum Preis von 43,00 Euro. Der Break-even des Optionsverkäufers gegenüber einem reinen Engagement im Basiswert läge bei 44,50 Euro. Dieser Kurs errechnet sich aus der Summe von Ausübungspreis und erhaltener Optionsprämie.

Sollte der Schlusskurs des Basiswerts am Laufzeitende der Option unter 43,00 Euro liegen, würde die Option wertlos verfallen. In diesem Fall behielte der Verkäufer der Optionen seine ETF-Position und könnte sich über zusätzliche Einnahmen in Höhe der erhaltenen Optionsprämie von 1.500 Euro freuen.

Eine weitere sinnvolle Möglichkeit für den Einsatz von ETF-Optionen ist die „Short-Put-Strategie“. „Mit dieser Strategie können Investoren, die nicht auf den sicheren Erwerb des Basiswerts angewiesen sind, ihre Position in einem Basiswert erhöhen und dabei einen Preisvorteil realisieren“, erklärt Schultze.

Ein weiteres Beispiel veranschaulicht, wie das möglich ist: Ein Investor möchte beispielsweise seine bestehende Position von 10.000 Xtrackers MSCI World ETFs zum Kurs von 80 Euro um weitere 10.000 Anteile aufstocken. Er könnte dazu natürlich die ETFs direkt erwerben. Eine andere Möglichkeit ist jedoch, über eine Short-Put-Strategie die Titel zu erwerben. Dazu verkauft der Investor 10.000 Put-Optionen mit Ausübungskurs 80 Euro zum Preis von 2,92 Euro pro Option.

Durch den Verkauf erhält er eine Prämie in Höhe von 29200 Euro. Sollte der Schlusskurs des ETFs bei Verfall der Eurex-Option unter 80 Euro liegen, werden die Optionen ausgeübt, was für den Investor die Übernahme von 10.000 ETFs zum Preis von 80 Euro zur Folge hat. Unter Berücksichtigung der erhaltenen Prämie ist der effektive Einstandspreis jedoch nur 77,08 Euro.

Unterm Strich erlangt der Investor durch die erhaltenen Prämie einen niedrigeren Einstandspreis. Andererseits kann er nicht mit dem sicheren Erwerb der Titel rechnen, da bei Preisen über 80 Euro die Option nicht ausgeübt wird. Die erhaltene Prämie kann aber in diesem Fall als Zusatzrendite verbucht und die Strategie anschließend auf einem anderen Preisniveau erneut implementiert werden.

Häufig werden Optionen auch zum Schutz vor Kursverlusten eingesetzt. Bei Absicherungsstrategien wie „Protective Put“, mit der ein Investor seine ETF-Position mit einer Put-Option absichern möchte, scheitert die Umsetzung jedoch oft an den hohen Kosten. In einem unsicheren Marktumfeld steigen die Optionspreise aufgrund hoher impliziter Volatilität. Um die Absicherungskosten zu verringern, besteht die Möglichkeit, den Kauf der Put-Option ganz oder teilweise über den Verkauf einer Call-Option zu finanzieren.

Experten bezeichnen diese Vorgehensweise als „Collar-Strategie“. Dabei möchte ein Investor beispielsweise eine Position von 10.000 iShares Euro Stoxx Banks 30-15 ETFs zum Kurs von zehn Euro für Kurse unterhalb von zehn Euro absichern. Der Preis der 10-EuroPut-Option beträgt 0,44 Euro. Um die Kosten der Absicherung zu reduzieren, ist der Investor bereit, sein Gewinnpotenzial durch den Verkauf einer Call-Option mit Ausübungspreis 12 Euro zu limitieren.

Schutz vor Verlusten

Durch den Verkauf der Calls erhält der Investor eine Prämie in Höhe von 0,27 Euro pro Option. Die zu bezahlende Nettoprämie der Strategie wird um die erhaltene Prämie der Call-Option reduziert und beträgt somit 0,17 Euro pro ETF oder 1700 Euro für die Gesamtposition von 10.000 Euro StoxxBanks ETFs.

Durch den Kauf der Put-Option sichert sich der Investor für Kurse unterhalb von 10 Euro ab. Gleichzeitig limitiert er sein Gewinnpotenzial durch den Verkauf der Call-Option auf 12 Euro abzüglich der bezahlten Prämie. Diese Strategie ist sinnvoll, wenn eine Absicherung erreicht werden soll und der Investor gleichzeitig gewillt ist, bei steigenden Kursen seine bestehende ETF-Position zu veräußern.

Von Wilhelm Nordhaus, September 2023, © ETF Magazin

Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.

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