Kryptowährungen: Bitcoin-Allzeithoch nicht mehr weit
Die Entspannung im Zollstreit stützt auch Bitcoin, Ethereum und einige andere Coins. Der Bitcoin nähert sich seinem Rekordstand. Krypto-ETNs sind nach Wochen der Unsicherheit wieder gefragt, vor allem Bitcoin-Tracker.
15. Mai 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit der allgemeinen Erholung an den Börsen hat auch der Bitcoin wieder kräftig zugelegt. Die wichtigste Kryptowährung kostet am Donnerstagmorgen 102.575 US-Dollar – das Allzeithoch von 109.110 US-Dollar aus dem Januar ist nicht mehr weit. Im Tief im April waren es kurzzeitig nur um 75.000 US-Dollar. Jüngster Treiber: die Einigung der USA und China im Zollstreit. „Die Phase der Unsicherheit nach Verkündung der US-Zölle scheint hinter uns zu liegen“, erklärt André Dragosch vom Emittenten Bitwise. Als Gründe für die zuletzt positive Entwicklung nennt Dragosch die Rückkehr der Risikobereitschaft, ein Angebotsdefizit von Bitcoins an den Börsen und den schwächeren US-Dollar.
Auch Bitcoin-ETNs kommen wieder gut an: „In Europa verzeichneten physisch besicherte Bitcoin-ETNs allein im April Nettozuflüsse in Höhe von 204 Millionen US-Dollar“, meldet Dovile Silenskyte von WisdomTree. Weltweit seien es fast 5 Milliarden US-Dollar gewesen. „Die Überzeugung wächst, dass Bitcoin einen festen Platz am Tisch der strategischen Vermögensallokation verdient hat.“
Andere Währung weniger beachtet
Ethereum und Ripple haben sich zuletzt zwar auch erholt, sind von ihren Hochs aber noch weit entfernt. Physisch besicherte Ethereum-ETNs verzeichneten laut WisdomTree im April Nettozuflüsse in Höhe von nur 2 Millionen US-Dollar, weltweit aber 160 Millionen US-Dollar – „eine klare Diskrepanz in der regionalen Überzeugung“, wie Silenskyte bemerkt. Emittent 21Shares spricht von einem „Turnaround“ für den europäischen Kryptomarkt im April meldet ebenfalls Nettozuflüsse in Krypto-ETNs, gut die Hälfte davon in Bitcoin-Tracker. „Der verbleibende Teil verteilte sich hauptsächlich auf andere große Assets wie Ripple, Ethereum und Sui“, berichtet Maximiliaan Michielsen.
Im Handel mit Bitcoin-ETNs ist es allerdings eher ruhig. Lediglich im VanEck Bitcoin (<DE000A28M8D0>) „geht immer etwas“, erklärt Ivo Orlemann, der für die ICF Bank ETNs handelt. „Wir sehen kaum bis gar keinen Handel“, bemerkt auch Leo Puschmann von Lang & Schwarz. Wenn überhaupt, gehe es um ETNs auf Bitcoin, Ethereum und Solana.
Ivo Orlemann
Vor allem Bitcoin-Tracker.
Meist gehandelter Krypto-ETN auf Xetra im April war der CoinShares Physical Bitcoin (GB00BLD4ZL17), gefolgt vom Bitwise Physical Bitcoin (DE000A27Z304). Auch die Bitcoin-Tracker von iShares (<XS2940466316>), 21Shares (CH0454664001), VanEck (DE000A28M8D0) und WisdomTree (GB00BJYDH287) verzeichneten hohe Umsätze. Umsatzstärkste ETNs auf andere Währungen waren erneut der 21Shares XRP auf Ripple (CH0454664043) und der 21Shares Solana Staking (CH1114873776).
Kryptos und Tech-Werte: Unkorreliert oder Gleichklang?
Der Bitcoin und der Tech-Index Nasdaq 100 haben sich dieses Jahr recht ähnlich entwickelt: Nach deutlichen Verlusten bis zum Tiefpunkt Anfang April folgte die Erholung. Silenskyte von WisdomTree sieht das anders: „Die Märkte waren nach Trumps überraschender Ankündigung weitreichender Zölle erschüttert, doch während Aktien strauchelten, konnte Bitcoin sich behaupten“, erklärt sie. Der Bitcoin gelte zunehmend als makroökonomische Absicherung, die Stabilität in einer von Handelsstreitigkeiten und inflationären Nachbeben gebeutelten Welt biete. Dragosch von Bitwise sieht zudem eine strukturelle „Entdollarisierung“ an den Märkten, die Bitcoin gegenüber Gold und traditionellen „sicheren Häfen“ langfristig überlegen machen könnte.
„Streitigkeiten können in Verlängerung gehen“
Michielsen von 21Shares schaut auf die Phase seit der US-Wahl Anfang November 2024. Seitdem hat der Bitcoin um fast 40 Prozent zugelegt, während der S&P 500 unter dem Strich auf der Stelle trat. „Das unterstreicht die Abkopplung des Bitcoin von traditionellen Risikoanlagen. Sein dezentraler Aufbau schirmt ihn von geopolitischen Einflüssen ab, und die begrenzte Menge sorgt für inhärente Knappheit“, erklärt er. Bitcoin gelte zunehmend als digitales Gold – allerdings mit zusätzlichen Vorteilen, etwa bezüglich der Übertragbar- und Teilbarkeit.
Timo Emden von Emden Research urteilt differenzierter: „Anleger könnten nun das Allzeithoch bei rund 109.000 US-Dollar ins Auge fassen“, erklärte er im Manager Magazin. Gleichzeitig warnte er: „Die Handelsstreitigkeiten sind weiterhin alles andere als vom Tisch und könnten jederzeit in die Verlängerung gehen.“
Von Anna-Maria Borse, 15. Mai 2025, © Deutsche Börse AG
Über die Autorin
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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