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Tesla – Wie geht’s nach dem Crash weiter?

Die Aktie des US-Herstellers von E-Autos ist in den vergangenen Monaten eingebrochen. Wie stehen die Chancen auf eine deutliche Kurserholung?

Welchen Unterschied doch wenige Monate ausmachen können. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump im November war die Tesla-Aktie bis Mitte Dezember auf Rekordhochs geradezu explodiert, weil Investoren darauf gewettet hatten, dass der E-Auto-Hersteller von der Nähe seines Chefs Elon Musk zu Trump enorm profitieren könnte. 

Wenige Monate später sieht die Lage hingegen völlig anders aus, lehnen doch viele Menschen in den USA und in etlichen anderen westlichen Ländern Musks Aktionen klar ab, was den Absatz von E-Autos deutlich belastet. Gleichzeitig nimmt der Gegenwind in China durch den Branchenprimus BYD und etliche andere heimische Konkurrenten deutlich zu. 

In diesem Umfeld ist die Tesla-Aktie um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Rekordhoch von Mitte Dezember eingebrochen. Wie könnte es kurzfristig weitergehen?

In den USA kommt es regelmäßig zu gewalttätigen Demonstrationen an Tesla-Verkaufshäusern sowie zu Brandanschlägen auf die Fahrzeuge, weil Musk versucht, mit dem „Department of Government Efficiency“ (DOGE) die Staatsausgaben deutlich zu senken, indem seiner Meinung nach die Verschwendung von Steuergeldern verhindert wird. 

Da hilft es auch nicht viel, dass Trump zuletzt medienwirksam im Hof des Weißen Hauses einen neuen Tesla gekauft hat. Schließlich dürften sich viele konservative Trump-Anhänger mit dem möglichen Kauf von E-Autos weiterhin zurückhalten. 

Der Gegenwind in den USA ist ein enormes Problem für Tesla, stammten doch 2024 mit 47,7 Milliarden Dollar fast 50 Prozent der Konzernerlöse des Unternehmens aus den USA. Ich muss mir mit Umsatzzahlen behelfen, weil Tesla keine Absatzzahlen von E-Autos für die jeweiligen Regionen ausweist. 

Deutlicher Gegenwind in Europa und China

In Deutschland und Europa missfällt vielen Menschen Musks Werbung für die AfD und andere rechte Parteien, woraufhin die Verkäufe kollabieren. So war der Absatz von Tesla in Europa im Januar um 45 Prozent auf nur noch 9.945 Fahrzeuge eingebrochen, während gleichzeitig der branchenweite Absatz von E-Autos um 37 Prozent nach oben geschossen war. Gleichzeitig nimmt in Europa der Wettbewerbsdruck durch die Konkurrenten Volkswagen, Stellantis und Renault zu, die versuchen, mehr E-Autos zu verkaufen. 

Verschärft werden die Probleme, weil Tesla die Produktionslinien für das neu designte Model Y umstellt, das weltweit in vier Werken gebaut wird. Bei der Vorlage der Quartalszahlen Ende Januar hatte Finanzchef Baibhav Taneja gewarnt, dass die Umstellung einen Produktionsausfall von etlichen Wochen bedeuten werde. 

Und in China kommt das Unternehmen immer mehr unter Druck, zumal der heimische Wettbewerber BYD vor einigen Tagen neue Fahrzeuge vorgestellt hatte, deren Batterie innerhalb von nur fünf Minuten für eine Entfernung von 400 Kilometern aufgeladen werden kann. Damit nimmt das vollständige Laden nicht mehr Zeit in Anspruch als das Auftanken eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor.

2024 stammten mit 20,9 Milliarden Dollar 21,4 Prozent der Konzernerlöse von Tesla aus China, der Rest von 29,0 Milliarden Dollar entfiel auf die anderen Auslandsmärkte. 

Absatzprognose gesenkt

Vor dem Hintergrund all dieser Probleme haben die Analysten von Goldman Sachs Anfang März ihre weltweite Absatzprognose für Tesla für das erste Quartal von 399.000 auf nur noch 375.000 gesenkt, was deutlich unter dem Konsens von 426.000 Einheiten liegt. Im ersten Quartal 2024 hatten die Verkäufe bei 386.810 gelegen. 

Immerhin gab es zuletzt die erfreuliche Meldung, dass Tesla vom Staat Kalifornien die Genehmigung für den langersehnten Start seines Robotertaxi-Dienstes bekommen hat. Anfangs ist allerdings nur der Transport von Mitarbeitern genehmigt worden, während ein vollständiger Robotertaxi-Dienst noch eine Weile auf sich warten lassen dürfte. Vor einem Monat hatte Tesla zudem bekannt gegeben, dass der Start des Cybercabs in Austin im Bundesstaat Texas im Juni sein soll. 

Umso wichtiger wird die Vorlage der Quartalszahlen Ende April werden. Dann werden Investoren nicht nur ganz genau auf die Ergebnisse schauen, sondern vor allem auch darauf, ob Musk die Ende Januar gemachten Prognosen bestätigt. 

Demnach soll die Produktion neuer preiswerterer Modelle im 1. Halbjahr 2025 starten. Zudem soll es beim autonomen Fahren weitere Fortschritte wie den Start des Fahrdienst-Services in Austin im Juni geben, außerdem will Tesla das autonome Fahren 2025 in Europa und China auf den Markt bringen. 

Und vor allem soll das weltweite Autogeschäft 2025 „zum (Absatz-) Wachstum zurückkehren“, hatte Musk im Januar gesagt. Sollten die Verkäufe für das erste Quartal noch schwächer ausfallen als erwartet, dürften sich die Zweifel am Absatzziel für das Gesamtjahr verstärken, was für neuen Verkaufsdruck auf die Aktie sorgen dürfte. 

Wie geht’s weiter mit der Aktie?

Selbst nach dem Kurseinbruch ist das Unternehmen weiterhin horrend hoch bewertet. So liegt der Börsenwert immer noch bei 758,6 Milliarden Dollar. Abzüglich des Netto-Cash-Bestands von 28,4 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 730,2 Milliarden Dollar. 

Das entspricht dem 55,2-Fachen des von Analysten für 2025 geschätzten Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) – das ist eine geradezu astronomische Bewertung. Und das für ein Unternehmen, das im vierten Quartal 2024 einmal mehr mit herbem Margendruck zu kämpfen hatte, gerade im Autogeschäft. 

Und das 2025er-KGV liegt bei herben 86,0. 

Wie es kurzfristig mit der hochvolatilen Tesla-Aktie weitergehen könnte, kann niemand seriös vorhersagen. Aus diesem Grund sind viele Short-Seller, also Spekulanten, die auf einen Kursrückgang der Aktie wetten, trotz des Kurseinbruchs weiter vorsichtig. 

Schließlich lag die Zahl der leerverkauften Aktien zuletzt bei lediglich 67,13 Millionen Stück, das sind nur 2,4 Prozent des Free Floats. Das liegt meilenweit unter dem langfristigen Schnitt von rund 23 Prozent. Schließlich kann man mit Wetten auf einen Kursrückgang der Tesla-Aktie eine Menge Geld verlieren, wenn sie entgegen den Erwartungen plötzlich nach oben schießt. Das ist in den vergangenen Jahren wiederholt passiert. 

Umso mehr gilt es beispielsweise die Absatzzahlen für Europa für Februar im Auge zu haben, die der Branchenverband ACEA am Dienstag, dem 25. März, veröffentlichen wird. 

Gleichzeitig könnten immer neue Analystenkommentare für deutliche Ausschläge bei dem Papier sorgen. Eigentlich sollte es niemanden überraschen, wenn in den nächsten Tagen etliche Finanzprofis jenen von Goldman Sachs nachfolgen und ebenfalls ihre weltweite Absatzprognose für Tesla für das erste Quartal senken sollten. 

Niemand kann vorhersagen, wie sich die Aktie heute und morgen entwickeln wird, erst recht vor dem Hintergrund des Verfallstermins an den Börsen am morgigen Freitag, 21. März. 

Allerdings würde es mich nicht überraschen, wenn sich die Lage – je nach den Absatzzahlen für Europa am 25. März – anschließend etwas beruhigen sollte, und sich die Aktie zumindest kurzfristig auf den aktuellen Niveaus stabilisieren sollte. 

Für die nächsten deutlichen Impulse bei dem Papier sollten dann die Absatzzahlen für das erste Quartal sorgen, die Tesla üblicherweise am 2. April veröffentlicht.

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